24 Tage
bis
zur Entscheidung
Tag 18
Den ganzen Tag war es merkwürdig im Büro. Jakob hat mich ignoriert. Sarah hat auch nicht mit mir gesprochen, weil sie ständig in Zimmer von Jakob war. Paulus war unterwegs. Ja und ich? Ich habe dort gesessen, mir die Projekte angesehen. Jetzt ist wieder so ein Moment, wo ich nachdenke, ob es doch nicht besser gewesen wäre, wenn ich in meinen studierten Beruf ausübe. Weshalb hatte ich damals es abgelehnt bei meinen Vater zu arbeiten? Ich wollte damals nicht ständig Michel über den Weg laufen. Ich hatte mich dann mit den Nachnamen meiner Freundin hier beworben und meinen Zweitname als mein Rufname auserkoren. Florentine war der Name einer meiner Großtanten. Sie haben ihn mit angehängt. Vor ein paar Jahren war es ein Vorteil, dass ich zwei Vornamen hatte. Eigentlich heißt ich Sophie Florentine. Mein Name Spitzname Tinka bekam ich von meinen Bruder verpasst. Zu Sarah habe ich gesagt, dass ich als Zweitnamen Sophia heißen würde. Dass mein richtiger Name Sophie war, behielt ich für mich. Dann habe ich nur eine weitere Lüge erzählt. Als wir Noah mal trafen, stellte ich ihn vor und verschwieg ihr, dass es mein Bruder war. Wie sollte ich ihr erklären, dass Noah einen anderen Nachnamen hatte. Es sind so viele Lügen. Sogar das ich behauptet hatte, dass er Hannibal Noah heißt und nicht Noah Hannibal. Hannibal war unser Großonkel. So viele Unwahrheiten, die ich gestreut hatte. Mein Vater Stefan Taucher ist ein erfolgreicher Anwalt. Mein Bruder ist nach seinen Studium bei ihn eingestiegen. Michel ist ein Freund von ihn und wir waren zusammen. Wir alle hatten das Gleiche studiert, aber jeder eine andere Fachrichtung. Was Noah nicht weiß, was er getan hat. Erst hat er mich betrogen und als ich mich trennen wollte, hatte er mich geschlagen. Das war ein halbes Jahr vor unseren Abschluss. Mein Ex-Freund wollte mit einsteigen, aber das er trug ich nicht. Also kam meine Freundin auf die Idee, erstmal etwas anderes zu machen. Das sind jetzt dreieinhalb Jahre her. Ich glaube, ich muss meinen Eltern und meinen Bruder dieses mitteilen, sonst werden sie mir immer vorhalten, dass ich umsonst mein Studium gemacht hätte und das mit Auszeichnung. Ich bin selten bei meinen Eltern, aber warum war gestern mein Bruder Noah hier? Also mein Plan ist für heute: 1. Nach meinen Eltern zu fahren oder wie Noah immer sagt zum alten Herren. 2. Beichten, was mir auf der Seele liegt und 3. Johannes und Jakob vergessen. Ich bin so in meinen Gedanken vertieft, dass ich nicht merke, dass jemand den Raum betritt. Nach meinen Gedankengang schreibe ich noch kurz diesen Bericht fertig und gehe dann auch. Sarah ist schon seit einer Stunde weg. Jakob hat sich auch schon verabschiedet. Jemand räuspert sich und sehe hoch. Maurice! Oh scheiße, woher weiß er es?
„Hallo Sophie! So trifft man sich wieder.“
„Anscheinend! Was willst du hier und wer hat dir das gesagt, dass ich hier bin?“
„Ich habe deinen Bruder gesagt, dass ich dich heiraten will und alles versuchen würde, dich zurückgewinnen. Wenn ich schon Partner bei deinen alten Herrn werde, wäre es doch eine gute Idee unsere Beziehung wieder aufleben zu lassen. Findest du nicht auch?“
„Du Arsch! Du wagst es hier aufzutauchen. Lass mich in Ruhe und wir werden nie wieder zusammen kommen“, schreie ich ihn an.
„Das werden wir schon sehen“, teilt er mir mit und hält meinen Arm fest. Der Typ widert mich an.
„Lass mich los?“
„Nein, warum sollte ich meine Frau loslassen. Du kommst jetzt brav mit. Wie ich weiß hast du keinen Freund und wir haben ein Geheimnis zusammen?“
Ich will gerade fragen, was für ein Geheimnis, aber dazu komme ich nicht, weil ich eine Stimme höre.
„Lass meine Verlobte los, sonst rufe ich dir Polizei. Sophie hat dich gebeten sie loszulassen.“
„Wer bist du?“, fragt er ihn und lässt mich tatsächlich los.
„Johannes, mehr muss du nicht wissen. Also verschwinde von hier.“
„Du hast mir gar nicht zu sagen, wie heißt du noch mal Hannes?“
„Nein, Johannes! Und ob ich was zu sagen habe. Du befindest dich in meiner Firma.“
Wütend sieht Michel mich an und sagt: „Wir sprechen uns noch. Du wirst den Kerl da nicht heiraten. Dafür werde ich sorgen.“
Nach diesen Satz verschwindet mich. Johannes steht vor mir, nicht Jakob. Was soll das?
„Was machst du hier?“
„Dich beschützen Sophie. Was denn sonst?“
„Du weißt wie ich heiße?“
„Ja, ich weiß auch den Grund, warum ich vor einen Jahr spurlos verschwunden bin.“
„Der wäre?“
„Du bist der Grund?“
„Ich verstehe nicht. Und warum behauptest du, dass wir verlobt sind.“
„Weil ich es mir wünsche.“
„Dein Wunsch?“
„Eher mein Traum. Du weißt ja, Träume gehen nicht immer in Erfüllung.“
Jetzt wird es noch verrückter. Woher kennt er meinen Namen? Warum sagt er das?
„Kannst du mir erklären, wie du es rausgefunden hast?“
„Mir hat jemand vor einen Jahr eine Zeitung in die Hand gedrückt und gesagt, der Artikel wurde gelöscht. Ich verstand nicht, warum unser Kuss Foto nirgendwo erschienen ist. Ich recherchiere und fand heraus, dass unser Anwalt es veranlasst hatte. Im Internet war ein Foto von Euch als ihr noch sehr jung gewesen seid. Ältere Fotos gab es nicht. Als Noah dann vor mir stand, konnte ich ihn nicht einordnen. Erst als ich einen Bericht von der Kanzlei in den Händen hielt, wusste ich wer er ist. Ja, dann habe ich eins und eins zusammengezählt.“
„Du hast mich gestalkt?“
„Nein, eigentlich war mein Plan, bevor ich den Artikel erhielt, zu dir fahren. Dann kam so ein schmieriger Typ und verlangte Geld, dass er das Geheimnis nicht preisgibt. Es wäre ein Skandal gewesen, wenn das rausgekommen wäre. Danach stieß ich mein Vorhaben um. Ich wollte erst rausfinden, warum du es getan hast. Ich telefonierte mit Moritz und der erwähnte, dass er dein Geheimnis kannte. Der nächste Schritt war Paulus in Kenntnis zu setzen und dich dann anschließend was zu fragen…“
„Was denn?“
Ein Telefon ging. Johannes ging dran und drehte sich um. Kurz telefonierte er und wendete sich wieder zu mir: „Wir müssen unser Gespräch später weiterführen. Ein dringender Notfall.“
Dann verschwindet er. Ich mache meine Datei zu, den Rechner runter und tue es ihn gleich. Raus hier. Ich muss erstmal Luft schnappen. Heute hatte ich mein Auto um die Ecke geparkt, weil ich heute Morgen schon einmal um den Block gelaufen bin. Was wollte mich Johannes vor einen Jahr fragen? Warum sagt er, ich bin seine Verlobte? Hält das Michel ab? Mittlerweile bin ich beim Auto angekommen, steige ein und fahre zu meinen Eltern. Nach zehn Minuten komme ich an und klingle an der Tür. Meine Mutter Martha macht auf.
„Schön, dass du es einrichten kannst. Ich freue mich so, dass dein Verlobter auch kommt und mit einsteigt. Warum hast du nicht gesagt, dass ihr wieder ein Paar seid. Michel und du seid ein Traumpaar“, sagte sie.
„Momentmal. Wer sagt das?“
„Was meinst du?“
„Das ich mir Michel verlobt bin.“
„Dein Verlobter. Papa freut sich so, dass er sein Schwiegersohn wird und hat ihn den Partnerschaft angeboten. Er ist ein feiner Kerl.“
Mein Vater Stefan kommt um die Ecke und umarmt mich. Noah steht mit seiner Frau Neele im Hintergrund. Anschließend umarmen wir uns. Ich muss das jetzt klären, bevor Papa was Falsches tut.
„Paps! Noah! Können wir reden.“
„Wollen wir nicht auf Michel warten?“
„Nein, wir müssen es vorher klären.“
„Wir gehen ins Arbeitszimmer. Schicke Michel dahin.“
„Nein, wir drei. Kein anderer.“
„Okay. Mama kannst du ihn beschäftigen?“, fragt Noah.
Sie nickt und wir drei gehen in sein Büro.
Ich bitte die beiden sich zu setzen, weil ich ihnen was erzählen müsste. Danach sprudelt es nur aus mir heraus. Als mein Blick auf Noah fällt, wird mir klar, es ist keine gute Idee. Ich beende meinen Vortrag und sehe meinen Vater an und er kommt auf mich zu. Dann umarmt mich Stefan und flüstert leise: „Warum hast du nichts gesagt?“
„Ich wollte nicht die Versagerin sein“, gebe ich leise zurück.
Mein Bruder springt plötzlich auf und fragt mich allen Ernstes: „Du denkst dir das doch nur auf, nur weil du eine Affäre mit Johannes hast.“
„Nein“, schreie ich zurück und krame in meiner Tasche. Dann finde ich den Brief mit den Bildern und gehe ihn es. Er liest ihn durch und wird blass.
„Hat er das getan oder Johannes?“
„Johannes kannte ich zu den Zeitpunkt nicht. Das war Michel.“
„Den Kerl bringe ich…“
„Stopp“, unterbreche ich ihn und ergänze den Satz mit den Worten, „ der Kerl ist es nicht wert. Ich will nur, dass er nicht Partner wird. Ich glaube, dass mein Chef vor einen Jahr verschwunden war, hatte es mit ihn zu tun. Lasst ihn zappeln. Ich finde es raus, was es damit auf sich hat.“
„Deshalb hast du den Job in der Firma angefangen.“
„Ja, ich wollte erstmal weg von allen. Sorry. Johannes weiß, dass ich Sophie heiße. Ich hoffe, ihr versteht mich.“
„Was ist dein Plan?“
Ich erzähle ihnen mein Vorhaben. Die beiden sind damit einverstanden. Wir tun so, als ob alles in Ordnung ist. Michel in den Glauben lassen, dass er Partner wird. Ich steige erst in die Kanzlei an, wenn ich sicher bin, dass Michel mir nicht mehr zu Nahe kommt. Es klingelt. Wir gehen ins Wohnzimmer. Neele sitzt auf den Sofa. Meine Mutter geht an die Tür. Michel kommt rein. Martha bittet uns zu Tisch.
„Also Michel, bevor du Partner werden kannst“, sagt mein Bruder etwas säuerlich. Ich weiß, er würde ihn am liebsten eine reinhauen. Aber dann berappelt er sich. Mein Vater spricht in seiner ruhigen Art weiter: „Muss du noch einen Fall von Noah übernehmen.“
„Okay und welchen?“
Mein Vater erläutert ihn den Fall.
„Aber das ist doch Noahs Fachgebiet“, sagt er.
„Ja, aber Noah muss in einer anderen Angelegenheit etwas tun.“
Jetzt klingelt es wieder. Mein Vater geht an die Tür. Kurze Zeit steht Stefan mit Jonathan in der Tür.
„Darf ich vorstellen? Es ist mein alter Schulfreund Jonathan. Wir sind uns die Tage über den Weg gelaufen. Noah wird seinen Fall bearbeiten.“
Johannes Vater sieht uns an und sein Blick bleibt bei mir stehen.
„Diese junge Frau kommt mir bekannt vor“, gibt er von sich und fragt mich dann: „Kennen wir uns nicht?“
„Nein“, gebe ich als Antwort.
„Ihr entschuldigt uns. Noah kommst du mit.“
Die drei verschwinden. Michel fühlt sich sicher. Meine Mutter und Neele wissen nicht, was wir vorhaben. Martha ist gut zu durchschauen. Eine halbe Stunde später erscheinen die Herren wieder. Jonathan gibt mir die Hand und blickt mir ins Gesicht. Er dreht sich so, dass Michel es nicht sieht. Zwinkernd sagt er : „Ich habe sie verwechselt. Entschuldigen sie bitte.“
„Alles gut“, erwidere ich.
Dann geht er. Ich verabschiede mich auch kurz darauf. Michel will mich begleiten. Noah hält ihn davon und verwickelt ihn noch in ein Gespräch. Jetzt schnell weg von mir. Meine Mutter sieht mich irritiert an. An der Tür sage ich noch: „Ich erkläre es dir später oder Paps.“
Kopfschüttelnd lasse sie an der Tür zurück. Als ich am Auto bin, steige ich ein und fahre los. Ich hoffe, mein Ex-Freund weiß nicht wo ich wohne.