24 Tage
bis
zur Entscheidung
Gestern Abend war ganz schön verrückt. Ich hatte Jakob gefragt, ob wir einen Trinken gehen würden. Spontan hat er zugesagt. Jetzt muss ich erstmal den gestrigen Abend Revue passieren lassen. Wegen den, was passiert, konnte ich nicht richtig schlafen. Wir sitzen in der Bar und eine Frau kommt auf uns zu. Sie beschimpft sie und der Typ sieht irritiert an. Dann stampft sie wütend ab. Ich sehe Jakob in die Augen und habe das Gefühl, das ich in Johannes Augen sehe. So vertraut. Jedenfalls nach diesen Vorfall kommt die Bedienung und sagt uns, dass da hinten ein Tisch frei wird. Dann könnten wir ungestört sein. Jakob meinte, er sitzt hier ganz gut. Die Frau sieht Jakob böse an und meint: „Du weißt, dass sie wieder kommt. Seit du ihr gesagt, du liebst deine Frau.“ Jakob sieht die Frau irritiert an und grübelt. Dann kommt ihn wohl die Erleuchtung. Er nickt und wir gehen zu den Tisch und wir setzen uns.
„Was meinte sie damit deine Frau?“
„Tja, ich glaube, die Bedienung verwechselt mich wohl. Ich kenne diese Frau nicht. Frage mich nicht, warum sie mich so angemacht hat.“
„Warum hast du dann gegrübelt und zugestimmt, dass wir den Platz wechseln.“
„Ich sage dir, es ist nicht alles so, wie es scheint. Sie hat mich bestimmt verwechselt. Die Frau wäre ein Plage für mich.“
Die Bedienung kommt wieder.
„Jakob, was kann ich dir und deiner lieben Begleitung bringen?“
Habe ich das richtig verstanden, sie kennt Jakob. Lügt er mich an.
„Woher kennen sie meinen Namen?“
„Ich bin deiner Schwägerin. Schon vergessen?“
Mal sehen, wie er sich herauswindet.
„Du verwechselt mich. Ich kenne dich nicht.“
„Mensch Jakob, tue nicht so! Deine Frau bekommt ein Kind von dir und du muss auf Recherche gehen. Junge Frau sie wissen nicht, mit wen sie es zu tun haben. Er hat vor zehn Tagen zu seiner Frau gesagt, er muss was recherchieren. Ein alte Frau hat ihn eine verrückte Geschichte erzählt. Sind sie das? Jakob steht auf Frauen.“
„Momentmal! Ich stehe auf Frauen. Wenn ich mich an meine Frau nicht erinnern kann, dann hat es einen Grund.“, erwidert er und sieht ihr in die Augen.
„Oh! Wenn ich ihre Augen sehe, sind sie nicht der Jakob, den ich sie halte.“, rudert sie zurück.
„Wer sind sie? Sie sehen meine Schwager so ähnlich.“
„Ich kann es nicht sagen, weil ich auf geheimer Mission bin.“
„Okay, was möchten sie beide trinken?“
Jakob sieht mich an und sagt: „Ich würde sagen, bringen sie uns eine halbtrockenen Rotwein. Wenn ich mich dran erinnere, ist Dornfelder dein Geschmack, oder ?“
„Ja, woher weißt du das?“
„Ich habe Augen im Kopf. Bringen sie uns zwei Gläser davon.“
„Wird gemacht.“
Die Bedienung geht und wir schweigen uns an. Jetzt kommt sie wieder und setzt zwei Gläser auf unseren Tisch ab.
„Du kannst gar nicht Jakob sein, weil er nie Rotwein trinkt. Mein Schwager trinkt nur irisches Bier. Wein verabscheut er“, teilt sie uns mit.
Danach sind wir allein. Jakob und ich führen eine anregende Unterhaltung. Es wird leerer.
„Ich sollte dich nach Hause bringen.“
„Das brauchst du nicht.“
„Doch, ich tue es. Johannes würde mir den Kopf abreißen, wenn ich es nicht tun würde.“
„Johannes?“
„Ja.“
„Wenn du meinst.“
Dann stehen wir auf und bezahlen an der Theke. Die Bedienung beugt sich zu Jakob vor und fragt ihn was. Ich höre nicht, was er antwortet, aber die Frau gibt sich mit der Erklärung zu frieden. Jakob ruft ein Taxi. Als das Taxi da ist, steigen wir an. Schweigend fahren wir zu meiner Wohnung. Wir steigen aus und Jakob bezahlt den Fahrer. Will er etwa mit in meine Wohnung? Ich sage nichts und warte was kommt. Wir stehen an meiner Haustür und sehen uns an. Jakob beugt sich zu mir und mein Gedanke ist, oh man er will mich küssen. Plötzlich stockt er und nimmt Abstand. Er murmelt sich was in den Bart. Florentine liebt Johannes. Sie darf sich nicht in Jakob verlieben. Es ist alles nicht richtig. Warum spricht er von sich in der dritten Person. Anschließend gibt er mir ein Kuss auf die Wange und flüstert mir ins Ohr: „Das Finale kommt noch.“ Nach diesen Satz zieht Jakob von dannen. Die Situation hat mich nicht schlafen lassen, was meint er damit? Ich sehe auf die Uhr. Oh, ich muss los zur Arbeit. Schnell ziehe ich mich an und düse los. Ich bin total k.o., aber ich muss dahin. Im Büro sitzt Sarah auf ihren Platz.
„Guten Morgen Sarah“
„Guten Morgen Florentine. Hier! Diesen Brief habe ich in den Akten gefunden. Dein Name steht drauf. Hast du ihn versehentlich in der Ablage liegen lassen.“
„Welcher Brief?“
Ich nehme den Brief in die Hand. Die Handschrift ist von Johannes und diesen Umschlag habe ich noch nie gesehen. Er ist an mich adressiert. Soll ich ihn aufreißen? Nein, nicht vor Sarah. Also stecke ich ihn ein.
„Willst du nicht lesen?“
„Nein, ich kenne ich schon. Nichts Wichtiges. Danke, dass du ihn gefunden hast. Ich habe ihn lange schon gesucht“, lüge ich sie an.
Paulus komm um die Ecke.
„Moin.“
„Morgen“, erwidern wir beide.
Er geht in sein Büro. Jakob kommt.
„Einen wunderschönen Morgen, die Damen.“
Nur Sarah antwortet ihn. Er sieht mich an und fragt: „Schlecht gelaunt heute?“
„Nein, ich ….“
„Ach so, ich verstehe. Wie gesagt, es nicht alles so, es scheint. Oder wie Shakespeare sagt: Sein oder Nichtsein, ist hier die Frage.“
Sarah kichert und ich blicke tadelnd zu ihr. Sie hört auf. Jakob sieht zwischen meiner Kollegin hin und her. Dann sagt er zu Sarah: „Kannst du bitte in mein Büro kommen?“
Im gleichen Augenblick steht Paulus vor mir und gibt mir Unterlagen.
„Kannst du dir das mal durchlesen. Du hast bis morgen Zeit, um es zu verinnerlichen. Morgen reden wir darüber. Ich glaube, lieber Jakob, sie ist kann heute nicht mir dir einen Trinken gehen.“
„Ja, alles gut. Gestern hat mir schon gereicht.“
„Wie bitte?“, schreie ich.
„Es hat nicht mit dir zu tun. Ich war gerne mit dir unterwegs. Aber dieses ständige Verwechseln geht mir auf den Puffer. Sarah könntest du mich zu meinen….. Termin begleiten?“
„Ja, sicher. Ich bin startklar. Wir werden den Mann schon schaukeln.“
Heißt es nicht, das Kind schaukeln. Die beiden verschwinden in sein Büro. Paulus folgt ihnen. Super, ich werde ausgeschlossen. Plötzlich taucht Samuel auf.
„Hey Florentine! Wollen wir heute auf Derby gehen?“
„Geht nicht, ich muss arbeiten. Aber vielleicht morgen“, gebe ich als Antwort. Ich habe gar keine Lust dazu. Bloß Jakob zwingt mich dazu. Er kommt um die Ecke und sieht Samuel.
„Du bist es nicht wert, hier zu sein“, sagt er und Paulus kommt um die Ecke.
„Da hat Jakob recht. Verschwinde.“
„Was habe ich gemacht?“
„Weißt du was, wir nehmen dich jetzt mit“, sagt Jakob.
„Ich glaube, ich komme auch mit. Sonst gehst du ihn noch an die Gurgel, Jakob“, argumentiert sein mitkommen. Paulus wendet sich zu mir.
„Du hältst die Stellung. Es geht auch um deine Zukunft.“
„Paulus, du hast recht. Sie wird es noch früh genug erfahren“, teilt Jakob mit.
„Was?“
„Johannes lebt und weiß nicht, wer er ist“, rutscht es Sarah raus.
„Wie, was?“
Jakob kommt zu mir und flüstert mir ins Ohr: „Paulus fährt morgen mit dir dahin. Mich kennt er nicht so gut, dafür meinen Kollegen. Vielleicht erinnert Johannes sich auch an dich. Was meinst du, ist das ein Deal? Paulus fährt heute mit uns hin und wollen wissen, wie er auf Samuel reagiert. Wir wollten ihn eh abholen, aber der Typ musste dich ja belästigen. Es kann sein, dass wir heute nicht mehr reinkommen. Aber du sollst wissen, wir bauen auf dich.“
Dann stellt er sich wieder hin. Ich nicke. Anschließend verschwinden die vier. Ich könnte den Brief lesen. Nein, lieber nicht. Wenn …. . Ach egal. Später.
Den ganzen Tag komme ich nicht dazu den Brief zu lesen. Ich nehme es mir am Abend vor.
Adventskalender Tag 10