24 Tage
bis
zur Entscheidung
Tag 11
Auf den Weg zum Büro, lasse ich den gestrigen Tag Revue passieren lassen. Gestern hatte ich Florentine nicht mehr gesehen. Ich hoffe, sie hat den Brief gelesen. Ganz sicher bin ich mir nicht. Also was ist passiert? Paulus rief mich gestern Morgen an und meinte, wir sollten Samuel die Augen öffnen. Vielleicht wenn er Johannes sieht, wird er einknicken. Das Problem ist, das dort Jackolus drinsteckt und in Jackolus Jakob. Ganz schön verwirrend. Wie soll ich Florentine erklären, dass ich vor ihr stehe und anders aussehe. Verdammt! Komplizierter kann es nicht werden. Gesagt, getan. Jedenfalls verabredeten Paulus und ich uns im Büro, um nach Samuel zu fahren. Sarah sollte ihr meinen Brief geben und wir wollten es mit unseren Cousin klären. Aber meistens kommt es anders, wie geplant. Das Samuel gestern im Büro auftauchte, war eher Zufall. Als ich ihn mit Florentine sah, platze mir die Hutschnur. Jedenfalls dachte ich mir dann, nimm die Gelegenheit und pack sie am Schopfe. Mein Plan reifte. Paulus sollte im Büro bleiben und Sarah sollte mit mir mitkommen, um Samuel zu nerven. Die beiden konnten sich noch nie riechen. Jetzt bin ich froh, dass Paulus entschieden hat, mit uns zu kommen. Ich wäre ich unseren Cousin an die Gurgel gegangen. So wie die ganze Fahrt von Florentine geschwärmt hat. Auf den Boden der Sachen holten wir ihn dann, als er mich sah. Ich bin froh, das Jackolus ihn nur ansah und eine kleinen Moment hatte ich das Gefühl, ich würde ihn durch meine Augen sehen. Total Quatsch, man kann doch nicht von einen Körper zum anderen Körper springen. Jedenfalls bekam Samuel einen Schock als er mich sah. Dann blicke er zu uns rüber. Es ist für Paulus genauso verwirrend gewesen wie für alle im Raum. Zu wissen, dass meine Seele in diesen Körper steckt und Jackolus in meinen Körper. Samuel war platt und haute ab. Paulus lief hinterher. Sarah redete mit meinen Vater im Nebenraum. Ich setzte mich zu Jackolus.
Plötzlich flüsterte er zu mir: „Du bist auf den richtigen Weg.“
Im ersten Moment dachte ich, ich hätte es geträumt. Jackolus sah, dass ich wohl irritiert war.
„Nur du kannst mich in deinen Gedanken hören. Iva hat mir gesagt, es wäre der richtige Weg, wenn man mit etwas konfrontiert wird, was nicht sein kann. Wie du gemerkt hast, hattest du zwischenzeitlich einen anderen Blickwinkel. Du hast durch deine Augen Samuel gesehen und ich die Situation aus Jakobs Augen. Eine interessante Perspektive. Wie es scheint, sind wir mehr verbunden, wie du denkst.“
„Das heißt?“
„Wir können wohl die Plätze tauschen und unsere Gedanken verbinden sich. Ich bin nie aus der anderen Welt heraus gekommen. Es ist eine neue Erfahrung. Iva hatte die Erfahrung gemacht.“
„Okay.“
Sarah kommt rein.
„Paulus hat angerufen. Er hat Samuel verloren. Wir treffen uns bei ihn zuhause. Ins Büro sollten wir nicht. Dein Vater geht hin. Ist das gruselig. Dein Körper sitzt da und ich rede mit dir im anderen Körper. Die Vorstellung ist irre. Wen ich mir vorstelle, Florentine und ich würden das durch machen. Ich glaube, ihr würdet uns für verrückt erklären.“
„Da hast du recht.“
Wir verabschieden uns und fahren zu Paulus. Den ganzen Tag haben wir überlegt, wie was hinbekommen. Sarah wird heute mit Florentine zu mir nach Hause fahren. Ich werde im Hintergrund sein. Sie wird nicht wissen, dass ich sie beobachte. Jetzt bin ich angekommen und gehe ins Büro. Sarah sitzt da, aber Florentine ist nicht da.
„Guten Morgen, Sarah!“
„Guten Morgen, Jo… Jakob. Ich weiß gar nicht, wie ich dich ansprechen soll.“
„Sage einfach Jakob zu mir. Es ist einfacher, wenn du ihn später wieder begegnest.“
„Ja, das stimmt. Ich glaube nicht, dass ich ihn später begegnen werde. Aber man weiß ja nie.“
„Genau! Wo ist Florentine? Wolltet ihr heute morgen nicht gleich zu …“.
Sie unterbricht mich.
„Jip, aber sie hat angerufen, dass sie später kommt. Irgendwas ist mit ihren Bruder.“
„Florentine hat einen Bruder?!“
Sarah nickt.
„Wie heißt er?“
„Nicht lachen!
„Ehrenwort!“, schwöre ich.
„Hannibal Noah.“
Ich musst jetzt doch schmunzeln. Noch jemand der einen Namen aus den Buch der Bücher trägt. War er nicht der Typ, der die Welt rettete?
„Warum grinst du jetzt?“
„Merkwürdig.“
„Was meinst du?“
„Fällt dir nicht etwas auf?“
„Was soll mir auffallen?“
„Jakob, Johannes, Paulus, Samuel und Noah? Die sind alle in einen Buch vereint, eher sie sind alle in einen Buch verewigt.“
„Stimmt. Meinst du es hat damit was zu tun?“
„Keine Ahnung. So gläubig bin ich nicht.“
„Wer ist nicht gläubig?“, fragt eine Stimme im Hintergrund. Wir drehen uns um und sehen Florentine im Türrahmen stehen.
„Ich“, antworte ich ihr.
„In welchen Zusammenhang, wenn ich fragen darf?“
„Es gibt ein Buch.“
„Ja, es gibt viele Bücher!“
„Ein Buch, wo Jakob, Johannes, Paulus, Samuel und Noah in irgendeiner Geschichte mitspielen.“
Florentine überlegt. Sie blickt dann erst zu Sarah und dann zu mir.“
„Ja, ich kenne das Buch. Aber worauf beziehst du es?“
„Ich glaube, Paulus, Samuel und Johannes haben diese Namen bekommen, weil ihre Eltern christlich sind und immer schön in die Kirche gehen.“
„Da könnte was dran sein“, erwidert Florentine und ergänzt, „mein Bruder wurde auch danach genannt. Eigentlich sollte er Noel heißen, aber dann entschieden meinen Eltern sich für Noah. Irgendwie beißen sich seine Vornamen. Hannibal Noah ist eine ausgewöhnliche Kombination. Wird Jakob in den Buch nicht auch erwähnt?“
„Sage ich doch. Wie siehst du das Sarah?“, frage ich jetzt sie. Sarah hatte eben das ganze Wortgefecht mit bekommen.
„Ja, dass stimmt. Wollen wir los, Florentine?“
„Sarah, können wir es morgen machen? Ich bin heute noch mit Samuel verabredet. Er meinte…. . Ach nichts.“
„Was ist seine Meinung?“, fragen wir gleichzeitig Florentine.
„Samuel will mir was gestehen? Fuck, ich hoffe nicht, dass er sagt, ich liebe dich. Den Typ würde ich nicht mal mit Kneifzange anrühren.“
„Würdest du nicht?“, will ich von ihr wissen.
„Er ist nett und ich mag ihn, aber als Mann ist er nicht mein Kaliber.“
Zwei Stunden später fahre ich nach Johannes. Okay, nach Jackolus. Ich falle ins mein altes Ich. Mein Vater sagt mir, dass Jackolus unruhig ist. Für ihn ist es Chaos pur. Er sieht mich, aber er weiß, ich bin es nicht. Wir unterhalten uns. Plötzlich sagt meine Mutter aus den Flur: „Florentine, schön sie wieder zu sehen. Wollen sie zu Johannes?“
„Ja, gerne. Wo ist er?“
„Im Wintergarten, folgen sie mir.“
Mein Vater sagt: „Geh zu Tür und sehe was passiert. Ich gehe kurz in die Küche.“
Ich stehe auf und bleibe an der Durchgangstür stehen. Aber so, dass sie mich nicht sehen kann. Wie gerne würde ich sie küssen, aber ich kann nicht. Jackolus darf sie nicht küssen. Okay, sie weiß es ja nicht.
„Mensch Johannes“, sagt sie.
Dann nimmt Florentine ihn in im Arm und ich spüre ihre Nähe. Plötzlich blicke ich ihr in die Augen uns sage: „Tine, du bist gekommen. Hast du den Brief bekommen und gelesen?“
„Johannes, was ist passiert?“
„Das weiß ich nicht, Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
„Johannes, ich war irritiert als Sarah mir gestern den Brief gegeben hatte. Er lag wohl zwischen irgendeiner Akte. Und zu deiner Frage. Ich bin noch nicht dazu gekommen. Was steht drin?“
Ich beuge mich zu ihr und mein Körper hat einen Plan. Sie kommt mir mit ihren Gesicht näher bis sich unsere Lippen berühren. Wie habe ich es vermisst. Ich war ein Volltrottel. Auf einmal erscheint meine Mutter im Raum und lösen uns.
„Johannes, warum hast du nie was gesagt, dass Florentine dein Herz gestohlen hat. Du warst erst wütend auf Samuel und Judith. Plötzlich warst du total anders. Als ich dich fragte, was los ist sagtest du nur, dir wurde dein Herz gebrochen und brichst gerade das andere Herz auch. War es Florentine?“
Plötzlich bin ich nur noch Zuschauer. Mein Vater grinst und lenkt mich in die Richtung.
„Oh, Florentine. Du bist hier? Wo ist Sarah? Hattest du nicht gesagt, du hättest heute keine Zeit?“, frage ich sie.
„Jakob, es geht dich nichts an. Ich wollte alleine rausfinden, ob Johannes mich erkennt. Was hast du mitbekommen?“
Eine ganze Menge, aber wie soll ich ihr das sagen. Also erwidere ich: „Nur was die Mutter von Johannes gesagt hat. Ist es wahr?“
„Nein, wir sind nur gute Freunde. Mehr nicht. Der Kuss hat nichts zu bedeuten“, lügt sie. Ich weiß, dass ihr der Kuss sehr viel bedeutet hat. Wen will sie betrügen? Sich selber? Ich habe es doch gespürt. Jackolus zwinkert mir zu. Fuck, er hat es gewusst und hat die Plätze getauscht. Dann blickt er uns beide an.
„Johannes, was ist passiert?“, fragt sie erneuert.
Jackolus sieht mich fragend an und ich hebe die Schultern. Dann blickt sie mich an.
„Was ist das für ein krankes Spiel ist das zwischen Euch?“
„Sag mal, tickst du nicht ganz richtig?“
Meine Eltern amüsieren sich und genießen das Schauspiel. Sie sagen nichts dazu. Jackolus grinst und ich bin Erklärungsnot. Florentine kommt auf mich zu und blickt mir in die Augen. Dann wendet sie ab und geht zu Jackolus. Sie sieht in die Augen.
„Merkwürdig!?“, äußert sie sich.
„Was meinst du?“, will ich wissen.
„Ich hätte schwören können, dass deine Augen eben da waren. Wer bist du?“
„Florentine, ich darf es dir nicht sagen. Du musst es selbst herausfinden?“
„Was muss ich erkunden? Das ihr mit mir eine Spaß erlaubt? Johannes und Du?“
„Wir spielen nicht mit dir. Nur es ist sehr kompliziert. Wie im Buch Jackolus und Piet.“
„Du kennst das Buch?“
„Nicht direkt?“
„Willst du es lesen?“
„Hast du es denn, Florentine?“
Sie wühlt in ihrer Handtasche und gibt es mir.
„Oh, danke. Es ist eine Sonderausgabe. Wo hast du sie her?“
„Ich habe sie irgendwann in der Post gehabt“, gibt sie als Antwort.
Dann schlage ich spontan eine Seite auf, die mir einen Hinweis gibt, was passiert ist. Verdammt, Samuel hat was damit zu tun. Er hat meine ….. . Darüber darf ich nicht nachdenken und Jakob hat mich gefunden. Aber wie konnte es sein, dass Jackolus in meine Rolle schlüpfte, ich in Jakobs und Jakob in Jackolus. Das Geheimnis muss ich noch rausfinden.
Florentine geht und ich folge ihr in gebührende Abstand. In einen Kaffee setzt sie sich und Samuel kommt. Die beiden reden einen Moment. Plötzlich springt sie auf, knallt ihn eine und rennt weg. Was ist bloß passiert? Warum rennt sie weg. Ich gehe nach Hause und diese ganze Situation des ganzen Tag begleitet mich den Rest des Tages.