Adventskalender – Tag 5

24 Tage
bis
zur Entscheidung

Tag 5
Die beiden Bücher haben mich gestern und heute den ganzen Tag beschäftigt. Irgendwie fehlt mir der ganze Tag vier im Gedächtnis. Ich erinnere mich nur noch Bruchstücke an diesen Tag. Jetzt bin ich in meiner Wohnung und grübele wieder nach. Gestern war ganz schön crazy für mich. Ich habe heute Nacht kaum ein Auge zugemacht, weil ich die ganze Zeit das Buch Peter Pan gelesen hatte. Anschließend nahm ich das Buch, die Geister die ich rief in die Hand. Warum stand es da? Es war nie mein Buch gewesen. Ich sah dann auf meine Uhr. Tag vier war schon total verrückt und heute Morgen ging der Wahnsinn weiter. Erst wusste ich nicht, wo ich war. Das Zimmer kam mir sehr bekannt vor. Plötzlich klopfte es an die Tür und Paulus kam heute Morgen rein.
„Gut geschlafen?“, fragt er mich.
„Nein, ich habe gelesen.“
„Oh, das Buch was du in der Hand hast?“
„Nein, ich wollte es lesen. Ich hatte vorher Peter Pan gelesen.“
„Merkwürdig.“
„Was meinst du Paulus?“
„Peter Pan hat Johannes auch sehr gern gelesen und das Buch“, er zeigt auf das Buch und spricht dann weiter, „die Lektüre hat er nie gemocht. Johannes meinte, es wäre gruselig, wenn man mit der Vergangenheit konfrontiert wird.“
„Echt? Das war wirklich Johannes Meinung über das Buch? Vielleicht habt er ja recht. Darf ich es trotzdem lesen?“
„Meinetwegen. Ich soll dich zum Frühstück abholen.“
Ich setze mich auf und folge Paulus. Alle sind am Tisch versammelt. Alle starren auf meine Hand. Erst bemerkte ich das ich das Buch in der Hand hielt. Ich erklärte kurz, dass ich dort die Lösung finden wollte. Grammy nickte oder hieß sie jetzt Granny. Ach egal. Wir plauderten eine Weile und nach den Frühstückbrunch gehe in meine Wohnung. In meinen Wohnzimmer setze ich mich auf die Couch und fange an zu lesen. Ich kann das Buch nicht weglegen. Grübelnd schaue ich immer wieder aus den Fenster. Habe ich in meiner Vergangenheit so viel falsch gemacht? Judith zu Vertrauen war ein Fehler. Sie betrog mich mit meinen Freund. Jedenfalls dachte ich, er wäre mein Kumpel. Ich konnte Paulus nie sagen, mit wem meine Verlobte mich betrogen hatte. Geglaubt hätte mir eh niemand. Und jetzt? Ich sitze immer noch auf den Sofa und denke über alles nach. Vielleicht wollte das Schicksal mir einen Weg aufzeigen, damit ich meinen Weg ändere. Nicht nur ich hatte ein Problem sondern Jakob auch. Aber warum bin ich in den Körper von Jakob und er in meinen Körper? Jetzt fallen mir die Augen zu und träume.
„Hey Jackolus! Du bist wieder da?“, fragt mich Piet neugierig.
„Bin ich das?“
Iva kommt um die Ecke und erstarrt. Fragend sieht sie mich an.
„Ja, ich weiß Iva. Es ist nicht richtig, dass ich dich jede Nacht besuche. Jeden Tag tauchen neue Fragen auf. Wer bin ich? Bin ich Jakob oder Johannes?“
„Du bist Johannes.“
„Was hat Jakob damit zu tun?“
„Er ist Autor und schreibt deine Geschichte?“
„Wieso schreib er meine Geschichte?“
„Jakob hat genau die gleichen Probleme, wie du sie hast. Er verarbeitet sie als Jakob, Jackolus und Johannes.“
„Also dann gibt es keinen Johannes?“
„Doch, ich sagte doch, du bist Johannes.“
„Ich verstehe es nicht. Erkläre es mir.“
Iva setzt sich neben mich und erklärt mir die Situation. Ich höre ihr genau zu. Als sie ihre Erzählung beendet hat, blickt sie zu mir.
„Also, heißt das…. .“
„Nein, nicht wirklich. Du musst noch deine Hausaufgaben erledigen und am vierundzwanzigsten entscheidet es sich, welchen Weg du gehen wirst. Hole dir Paulus, Sarah und Tine ins Boot. Die drei können dir eine Hilfestellung geben. Vertraue ihnen. Man muss auch mal Hilfe annehmen. Es ist keine Schwäche, sondern der Weg in die richtige Richtung. Einer wird dir bestimmt helfen, den richtigen Pfad zu finden. Je weniger du mich besuchst, um so einfacher wird die Entscheidung sein. Jedes Mal wenn du mich besucht, verschwindet Johannes und du wirst immer mehr zu Jakob. Und das mein Lieber willst du nicht. Jakob hat echt arge Probleme. Wenn die Entscheidung richtig ist, wird sich Jakob an nichts mehr erinnern. Sein Buch gibt er einer Person, die ihn wichtig ist. Dieser Mensch entscheidet, ob Jakob hier bleibt oder ob er sein altes Leben kitten kann. Ihr beide habt so viel gemeinsam.“
„Wieso gerade jetzt?“, will ich wissen.
„Johannes seit einen Jahr bist du hier. Piet hat es von Anfang gewusst, dass du nicht der echte Jackolus bist. Jakob hat ihn erfunden und schrieb eine Geschichte, die er von einer Frau gehört hatte. Diese Person sagte zu ihn, wenn er sie aufschreibt, dann passieren Dinge, die er nicht verhindern kann. Es kann dann nur noch ein Weihnachtswunder helfen, die Dinge in die richtige Reihenfolge zu bringen. Du darfst niemanden sagen, wer du bist. Ein Problem ist, deine Familie kennt dich und sie wissen, welche Last du trägst. Das mit Judith war vorbestimmt. Die Weissagung zu Weihnachten lautet dieses Jahr: Nur die Menschen, um die es sich dreht, können den Weg finden. Ich nehme an, Jakob hat sich in die Geschichte mit hineingeschrieben, um seine Fehler zu korrigieren. Er hat das erste Buch dieser Frau gegeben und ich konnte es nicht anders, es auch zu lesen. Jakob will sein Leben zurück. Verstehst du? Ob du aus der Sache herauskommst, weiß ich nicht. Warte ich zeige dir ein Bild.“
Ein Spiegel öffnet sich und ich sehe einen Menschen an Schläuchen gefesselt. Das bin ich ja, stelle ich fest. Dann verschwindet das Bild.
„Wer ist das?“, will ich wissen.
„Jackolus!“
„Er sieht wie …..“
„Ja, er sieht wie du aus. Da hast du richtig erkannt. Jackolus kann nichts sagen. Er kommt auch jede Nacht zu mir und bittet mich um Hilfe.“
„Wo ist Jakob?“
„Ich nehme an im Körper von…..“
Plötzlich ein Aufschrei. Wir sehen in eine Richtung. Ein Mann steht dort und dann starrt er mich an.
„Ich bin Cosminus. Hey, du kommst mir bekannt vor.“
Leise flüstert mir Iva ins Ohr: „Das ist Jakob.“
„Okay“, gebe ich leise zurück und ergänze, „Was macht er hier?“
„Du bist in Jakobs Körper. Ich sagte schon, er musste sich in die Geschichte hineinschreiben. Das Problem ist, je mehr du Jakob wirst, umso länger bleibt er hier. Du kannst dir bestimmt denken, was dann mit dir passiert, oder?“
Ich nicke.
„Du musst gehen Johannes. Ich habe schon zu viel verraten.“
„Darf ich dich nochmal besuchen?“
„Ja, aber bitte nicht jede Nacht oder wenn du träumst. Du bringst alles durch einander. Jakob will auch wieder zurück, das weiß ich. Jackolus muss wieder zu uns kommen. Sonst kann die Geschichte kein gutes Ende nehmen.“
„Was kann ich tun?“
„Träume nicht oder träume von etwas anderen“, gibt sie mir als Antwort und ich wache auf.
Merkwürdiger Traum. Ich sehe auf die Uhr. Es ist sechs Uhr und dunkel. Habe ich den Tag fünf jetzt total verpennt und bin schon am sechsten Tag? Bin ich wirklich über das Buch eingepennt und habe so ein Mist geträumt? Wenn es war wäre, dann muss ich jetzt spurten. Es sind nur noch achtzehn Tage, um alles zu ändern. Ich sehe auf mein Smartphone. Verdammt, es ist schon achtzehn Uhr, aber dann stelle ich noch fest, wie sind noch am fünften Tag. Jetzt erkenne ich etwas. Es sind noch neunzehn Tage. Mir wird klar was ich machen muss. Noch einen Tag verplempern darf ich nicht. Jede Stunde, die nicht sinnvoll genutzt wird, sind sechzig Minuten verlorene Zeit. Also setze ich mich ins Auto und fahre zu ihr. Ich klingele und die Frau macht auf.
„Du?“
„Ja, ich! Wir müssen reden.“
„Komm rein.“
„Ich setze mich hin und sie macht einen heißen Kakao. Dann stelle ich ihr sehr viele Fragen. Die Frau antwortet auf alle meine Fragen. Im Gegenzug erzähle ich mein Wissen über mich. Als ich auf die Uhr sehe, sage ich: „Ich muss gehen.“
„Nein, bleib Jakob. Du hast so vieles von Johannes gefragt und ich habe geduldig zugehört. Ich hätte nie gedacht, dass du mir so von Johannes erzählen kannst. Hat er dir wirklich alles erzählt?“
Ich beuge mich zu ihr und hauche ihr ins Ohr: „Ja, da ist das Problem. Ich darf dir nicht alles verraten. Hilfst du mir?“
Dann blicken wir uns in die Augen und unsere Köpfe kommen sich näher. Plötzlich klingelt es an der Tür. Sie geht hin und öffnet. Paulus steht vor der Tür. Als er mich sieht, kommentiert er die Situation grinsend: „Ich störe wohl.“
„Nein, komm rein“, sagt sie.
Anschließend holt die Frau eine Flasche Wein und wir unterhalten uns über mich. Sie weiß nicht, dass ich direkt hier sitze. Paulus behält es für sich. Irgendwann fallen mir die Augen zu. Bloß nicht träumen oder etwas anderes. Ja, dass könnte funktionieren. Die Frau küsst mich. Sie ist die schönste Versuchung, die ich kenne. Verdammt, ich muss mich befreien, damit ich ihr alles gestehen und erklären kann. Moment, was sagte mir Iva. Ich muss erst meine Probleme in den Griff bekommen. Aber welche Probleme? Meine oder Jakobs?

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